Meinong und seine Schule
Die auf Alexius Meinong zurückgehende Grazer Schule der Psychologie und Gegenstandstheorie befasst sich einerseits – ausgehend vom theoretischen Ansatz einer Produktonstheorie der Gestalten – mit experimenteller Psychologie, andererseits – ausgehend von der Intentionalitätsthese von Meinongs Lehrer Franz Brentano – mit einer Theorie der intentionalen Gegenstände. Die Produktionstheorie geht davon aus, dass Gestalten als Objekte höherer Ordnung nicht spontan gegeben sind, sondern mittels bestimmter psychischer Prozesse vom Subjekt produziert werden. Diese psychischen Prozesse wurden vor allem von Vittorio Benussi und Stefan Witasek im Grazer psychologischen Laboratorium auch experimentell untersucht. Meinongs Gegenstandstheorie ist eine sog. daseinsfreie Wissenschaft, d. h. sie untersucht die Gegenstände der psychischen Akte unabhängig davon, ob sie existieren oder nicht existieren, ja sogar unabhängig davon, ob es sich um mögliche oder unmögliche Gegenstände handelt. Meinongs Gegenstandstheorie kann als Alternativentwurf zu Husserls Phänomenologie gesehen werden.